Ein erneut gewachsener Teilnehmerkreis von 80 Erwachsenen „50 plus“ des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder traf sich vom 29. bis 31. August im Zinzendorfhaus Neudietendorf, um etwas von der Geschichte evangelischen Pfadfindertums Anfang der 30er Jahre zu hören. Unter den Gästen waren auch Mitglieder der Gilde Drei Gleichen des Verband Deutscher Altpfadfindergilden. Hier dein Bericht von Gebhart Groth.
Günter Brakelmann brachte uns engagiert und verständlich den zeitgeschichtlichen, theologischen und kirchenpolitischen Hintergrund zwischen 1930 und 1937 nahe. Sein Fazit aus dem Schrifttum der CP: Sie erlag der Illusion, mit ihrer national-konservativen Überzeugung und sozialen Arbeit von den Nazis als eigenständiger Beitrag zum sogenannten ‚neuen Deutschland‘ akzeptiert zu werden. Erst in der Auseinandersetzung mit den ‚Deutschen Christen‘ habe ein gründlicheres Nachdenken über das Wesen von Kirche begonnen. Noch vor Barmen (!) wurde dann im Schrifttum ausgesprochen, dass eine „Verehrung Hitlers als Heilsbringer“ für Christen nicht möglich sei. Es sei jedoch dabei geblieben, dass er „als Obrigkeit akzeptiert“ wurde. Damit könne der CP oder besser: vielen CPern (der Bund sei vielfältig gewesen) eine gewisse geistige Widerständigkeit zugesprochen werden, doch zum politischen Widerstand hätten sie nicht gezählt.
In einer gelungenen Mischung aus amtlichen Dokumenten, persönlichen Zeugnissen und allgemeiner Darstellung stellten Gisela Bögershausen und Barbara von Cappeln die 30er Jahre für die EMP vor.
Sie konnte ihre Eigenständigkeit länger bewahren, weil sie unselbständiger Teil der kirchlichen Jugendarbeit des Burckhardt-Hauses war. Allerdings musste auch sie Anfang 1934 auf viele praktische Elemente pfadfinderischen Tuns plus die Tracht verzichten und sich zur „Dienstschar“ umbenennen.
Aus ganz persönlicher Sicht schilderte die neunzigjährige Zeitzeugin Hedwig Döbereiner die Drangsalierungen, denen die Mitglieder des Tatbundes Christlicher Pfadfinderinnen (Vorläufer des BCP) ausgesetzt waren. Man habe sich listig gewehrt: so seien Wanderungen als Untersuchungen zur Registrierung der Glocken in den Dörfern getarnt worden oder die Rundbriefe des Bundes in verschiedenen Briefkästen eingeworfen worden, um nicht durch die Menge aufzufallen.
Natürlich wurde auch gewandert und gesungen. Heinz Mathäi änderte flexibel die Wegstrecke, weil die Vorträge mehr Zeit brauchten und Hanne Buder-Leitgen stellte mit ihrem Mann die damals verbotenen Lieder vor, die Klaus Meier in einem kleinen Liederheft kommentiert zusammengestellt hatte.