Ein Kerzenlicht fährt mit der Feuerwehr am Saal der Herrenhuter Brüdergemeine vor. Schon das muss manchem am Morgen des 23. Dezember ungewöhnlich vorgekommen sein. Ein Junge steigt aus und hält in den Händen eine Laterne: Pfadfinder Clemens Riese, er ist das Friedenslicht-Kind und hat seit Tagen das besondere, in der Geburtsgrotte von Bethlehem entzündete Weihnachtssymbol bewahrt.
Über die alljährliche Staffette via Linz in Österreich hat das ORF-Friedenslicht wieder Thüringen erreicht. Aber erst jetzt geht die Verbreitung im Freistaat so richtig los. Der Elfjährige freut sich über den herzlichen, musikalisch-feierlichen Empfang durch den Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben schon vor dem Haus und dann natürlich über den Trubel im Kirchenraum selbst. Neben den Uniformen des einheimischen Stamms Drei Gleichen kann er viele andere ausmachen. Erneut sind Boten verschiedener Ecken Thüringens zur zentralen Aussendefeier gekommen. Im Moment blieb im kaum Zeit für die eigene Familie, die Clemens für seinen Auftritt gern nach Nesse-Apfelstädt begleitete.
Jetzt sollte noch alles nach minutiös geplanter Regie gelingen. Denn die Helfer müssen ab 11 Uhr pünktlich die Züge erreichen. Glockenschlag, Orgelklang – es geht los. Noch einmal sieht er die Filmszenen des Österreichischen Fernsehens zur ORF-Friedenslichtreise. Neu sind ihm die Videosequenzen von seiner eigenen Tour nach Linz in Begleitung von Pfadi-Zentrumsmitarbeiterin Franziska Horn, Gemeinderat Hendrik Knop und den Vertretern des Thüringer Initiativkreises. So aber sehen nun auch alle anderen wie es im ORF-Landesstudio zuging, als er „sein“ Double von Österreichs Friedenslichtkind Sarah Schinwald persönlich bekam. Davon waren offenbar auch die Promis beeindruckt. Denn: Es ist schon anders, die Atmosphäre um den recht modernen Weihnachtsbrauch um ein legendäres Licht so direkt zu erleben und dann an der Weitergabe beteiligt zu sein. Bürgermeister Christian Jakob spricht darüber. Kompliment aber auch an ihn und die gastgebende Landgemeinde. Erstmals nicht eine Stadt ist Thüringer Aktionspate, sondern die kleinere Gemeinschaft Nesse-Apfelstädt. Zurecht auch dank ihrer über viele Jahre damit verbundenen Pfadfinder. Erneut übernahm Landtagspräsidentin Birgit Diezel die Schirmherrschaft und kam selbst gern zur Feierstunde. Sie hat ihre eigene Sicht auf das Weihnachtsfest und was das Friedenslicht dafür bedeutet. Neu im Bunde ist Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Sicher mit Heimbonus; aber bewusst als Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands angesprochen. Sie möchte der Sache offenbar auch in Zukunft helfen. Das kann das ORF-Friedenslicht in bundesweiter Dimension gedacht gut zur Verständigung mit dem Dachverband RDP/RdP der Pfadfinder brauchen, um möglichst auf einen einheitlichen Verbreitungstermin direkt vor dem Heiligabend zu schaffen. Beeindruckend war auch die Gemeinsamkeit von Vertretern verschiedener Kirchen mit den kurzen Gedanken von Christian Theile, Michael Göring und Gerd Schellhorn. Welche Veranstaltung bringt schon diese Gemeinschaft so zusammen?!
Und offenbar, so sehen es die Organisatoren, ist es auch ein Vorzug Nesse-Apfelstädts so viele musikalische Mitwirkende zudem kurz entschlossen zu gewinnen; mit dem Kirchenchor Neudietendorf-Ingersleben, Solosängerin Angelika Schnell, KMD Elke Eichhorn an der Orgel sowie dem Posauenchor. Weil die 22. Aktion ORF-Friedenslicht für Thüringen 2011 rundum gelungen ist, sollte man sich im neuen Jahr noch einmal sehr herzlich bedanken können.
Mancherorts leuchtete es über die ganze Zeit „zwischen den Jahren“. Weitere Helfer haben „Feuer gefangen“ bei der Mitwirkung. Die Lichterboten von einem Dutzend Pfadi-stämme, Jugendfeuerwehren und Kirchenkreisen trafen unterwegs erkennbar an mehr Bahnstationen auch wirklich interessierte Leute. Das macht nun einen Teil unserer Vorfreude auf den 23. Dezember 2012. Dankeschön!
Thomas Triemner, Initiativkreis ORF-Friedenslicht aus Bethlehem für Thüringen