In der vom MDR in Suhl produzierten Eurovisionssendung „Adventsfest der 100.000 Lichter“ wünschten sich die Mitwirkenden eine möglichst weite Verbreitung des ORF-Friedenslichts aus Bethlehem zum Weihnachtsfest. In Thüringen scheint das gesichert. Denn am Freitag, dem 23. Dezember, spannen Pfadfinder verschiedener Bünde, Jugendfeuerwehrleute und Mitglieder aus Kirchenkreisen mit ihren Reisen zu 232 Bahnstationen im Freistaat und im benachbarten südlichen Sachsen-Anhalt ein Lichternetz übers Land. Es ist die nunmehr 22. Aktion dieser Art, deren Idee einst in Gera mit der Übernahme des eigentlich noch jungen Brauches aus Österreich (dort feiert man 25 Jahre Friedenslicht) ihren Anfang nahm.
Das Startsignal wird am Freitag um 9.30 Uhr bei einer Feierstunde in Neudietendorfs Saal der Herrnhuter Brüdergemeine mit Landtagspräsidentin Birgit Diezel als Schirmherrin und prominenten Gästen wie dem Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Katrin Göring-Eckardt oder der Ausländerbeauftragten der Thüringer Landesregierung, Petra Hess gegeben.
Ökumenisch soll gefeiert werden; nach bekanntem und doch immer wieder variiertem Muster mit Video-Einspielen zum Weg des Weihnachtslichtes und mit viel Musik von einheimischen Künstlern; vom Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben bis zur Kirchenmusikdirektorin Eichhorn an der Orgel. Bis dringend Abfahrt mit den Zügen geboten ist. Über 120 Helfer sind dann bis zum frühen Abend auf den Eisenbahnschienen quer durchs Land unterwegs und hoffen auf viele Interessenten an den Bahnhöfen, die das ORF-Friedenslicht teilen und in ihre Städte oder Gemeinden holen.
Viele Empfänge und Feiern entlang der Bahnwege sind ähnlich emotional zu erleben: Aus Erfurt, Suhl und Gera war zu erfahren, dass Oberbürgermeister selbst an den Bahnsteigen stehen wollen. In Weimar hat sich eingebürgert, dass etwa eine halbe Stunde vor Eintreffen ein Posaunenchor in der Bahnhofshalle auf die Ankunft einstimmt. In Gera wird Türchen 23
des lebendigen Adventkalenders im Puppentheater abends um 17 Uhr die Feierstunde zur Verteilung des ORF-Friedenslichts freigeben. Ähnliche Aktionen meldeten fast alle früheren Patenorte der Aktion. Mit Naumburg, Zeitz und Weißenfels vernetzen sich drei bekannte Städte aus Sachsen-Anhalt bei der Verbreitung durch den Einsatz von Kirchgemeinden und einer Jugend-Rotkreuz-Gruppe.
Thüringens diesjähriges Friedenslichtkind, der elfjährige Pfadfinder Clemens Riese, will sich selbst nach der Feierstunde einer Truppe seiner VCP-Aufbaugruppe „Drei Gleichen“ für eine Route anschließen. Er wird voller Erlebnisse von seiner Reise nach Linz berichten können, wo er am 20.12. in der seit 1986 traditionellen Oberösterreichischen Teilnehmerrunde ein Friedenslicht für den Freistaat bei der gleichaltrigen Sarah Schinwald abzweigt, die ihrerseits als Österreichs Friedenslichtkind zuvor in Bethlehem weilte. Beim ORF-Radio Oberösterreich sind die Thüringer oft gefragte Gesprächspartner. Die Geschichte ihrer landesweiten Aktion steht auch im frisch erschienenen Buch zum 25-jährigen Friedenslicht-Jubiläum. Ihre so ausgedehnte Verteilung mit Hilfe der Eisenbahnen ist in Deutschland noch einmalig. Aber möglicherweise bahnt sich mit der durch die Fernsehsendung zweifellos weiter wachsenden Popularität und dem Besuch durch EKD-Präses Katrin Göring-Eckardt in Zukunft eine neue Variante an.