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„Bonifatius und die Germanen“ – Teilnahme am Landeslager des VCP Mitteldeutschland

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Zum Gruppenfoto setzen, legen und stellen sich Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Thüringen und Sachsen-Anhalt auf.

Das Lager des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) in Mitteldeutschland stand unter dem Motto „Bonifatius und die Germanen“. Mehr als 80 Kinder, Jugendliche und Betreuer aus Thüringen und Sachsen-Anhalt hatten vom 15. bis 18. August 2011 auf einer Wiese bei Behnsdorf das Landeslager aufgebaut. Darunter auch 5 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der VCP Aufbaugruppe Drei Gleichen. Gastgeber waren die Scouts des Stammes „Fratres Tiliae“ aus Behnsdorf.

Anett Roisch von der Regionalzeitung Volksstimme berichtet: Geheimnisvolle Pfeile und Zeichen weisen am Ortsausgang von Behnsdorf den Weg. Auch wer kein Pfadfinder ist, kann so das Landeslager des Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) Mitteldeutschland finden. Ein ungewöhnlicher Blick ist das Dorf aus mehr als zehn Jurten mitten auf einer Wiese zwischen Behnsdorf und Flechtingen. Unter dem Motto „Bonifatius und die Germanen“ sind 90 Pfadfinder im Alter von 10 bis 50 Jahren zusammen gekommen. Ein Duft der großen freien Welt aus Heu, Lagerfeuer, Wildschweinbraten – Natur pur – liegt in der Luft.
In ihrer Jurte proben die Behnsdorfer Pfadfinder, die Gastgeber des Landeslagers, ihren kulturellen Beitrag für das Abschlussfest.
Nadine Dittmann, Bildungsreferentin im VCP Mitteldeutschland, erklärt: „Der Bonifatius kam aus England und hat viele Germanen zum Christentum bewegt. Und so kam es eben, dass viele Germanen dem Bonifatius gefolgt sind.“ Seinem Ruf folgen nun die Kinder und Jugendlichen bei Geländespielen. Doch zuvor finden Pfadfinderworkshops zum Feuermachen, Kartenlesen oder Knotenbinden statt. Alles geschieht in Vorbereitung auf das ganztägige Geländespiel.
„Verschiedene Gruppen werden an verschiedenen Stellen ausgesetzt. Sie müssen mit Karte und Kompass zu einer Kirchruine finden. Ausgesetzt werden – klingt gefährlich, ist es aber nicht. Alle Pfadfinder sind inzwischen wieder angekommen. Ehrensache – denn schließlich steckt im Namen Pfadfinder – den Pfad finden drin!“, freut sich Nadine Dittmann und begrüßt den Landtagsabgeordneten Ralf Geisthardt, der den Germanen Getränke als Gastgeschenk überreicht.
„Die Jurten entstehen aus Stangen und viereckigen Zeltbahnen und können in unterschiedlichsten Formen aufgebaut werden. Zum Beispiel als Gruppenzelte mit einem Feuer in der Mitte“, beschreibt die Bildungsreferentin, während sie ihre Einkäufe auspackt.
„Pfadfinden ist eine besondere Form der Kinder- und Jugendarbeit. Erfunden wurde es vor mehr als 100 Jahren von dem ehemaligen englischen Armeegeneral Sir Baden Powell. Er kam zu der Einsicht, dass es, statt Soldaten aufeinander zu hetzen, sinnvoller ist, das Gute in ihnen zu entwickeln und sie zum Finden ihres eigenen Wegs zu ermutigen“, erklärt Matthias Spenn, Vorsitzender der Pfadfinder-Landesleitung. Der Behnsdorfer betont: „Nicht Erwachsene machen etwas für die Kinder und Jugendlichen, sondern sie finden selbst heraus, was in ihnen steckt und was sie tun wollen.“
Lernen, Demokratie zu praktizieren
Steffen Weusten aus Gerbstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz und Hans Spenn aus Behnsdorf gehören zum Leitungsteam des Lagers. „Das Grundprinzip der Pfadfinderjugendarbeit ist ja, dass Jugendliche die Treffen selbst organisieren und lernen, Demokratie zu praktizieren“, erklärt Weusten. „Es geht im Besonderen bei unserem Lager um den Austausch der verschiedenen Stämme. Das wir uns kennen lernen und voneinander lernen“, ergänzt der 20-jährige Hans Spenn.
„Verantwortung für sich und für andere und für die Natur ist wichtig“, weiß Weusten. „Schön ist es, dass wir hier unser eigener Herr sind. Man sieht in diesem Jahr, dass unsere Gemeinschaft wächst, denn in den Lagern, die wir zuvor durchgeführt haben, waren längst nicht so viele Teilnehmer“, sagt Hans Spenn und bedankt sich bei Jochen Dettmer, der seine Wiese gemäht hat und auch einen Wasserwagen bereitgestellt hatte. Lobende Worte gehen auch an den Behnsdorfer Bäcker, der auch den Wildschweinbraten in seinen Backofen geschoben hatte. Und Familie Buschard spendiert Tomaten zum Abendessen.
Bei den Pfadfindern kommt auch der Spaß nicht zu kurz. „Wir hatten nach der ersten Nacht auf einem Zelt ein Fahrrad gefunden. Manchmal verschwindet auch die Fahne eines Stammes und wird an einem ganz anderen Ort wieder gefunden“, feixen die Gastgeber. Abends sitzen die Pfadfinder am Lagerfeuer.
„Ja, dass sich jemand verliebt, kann schon vorkommen. Aber nachts liegt jeder in seinem Zelt“, heißt es bei den Jungs. Auch die Mädchen schwärmen: „Pfadfinderlager – das ist nicht nur Abenteuer. Es ist schön, hier mitten in der Natur zu sein und neue Freunde zu finden“, sagt die 13-jährige Sarah Stassen aus Magdeburg. „Es ist toll zu erleben, dass man auch einmal ohne Strom auskommt“, beschreibt ihre gleichaltrige Freundin Christiana Tropartz. „Das Attraktive für die Kinder ist, dass ihnen hier viel Freiraum gelassen wird, sich selbst zu entfalten“, weiß Christel Schwerin, Gemeindepädagogin aus Mieste.
Plötzlich bläst Matthias Spenn in sein Posthorn aus dem Jahr 1914, das er in London auf einem Flohmarkt erstanden hat. „Alle kommen zum Gruppenfoto!“, heißt es, bevor es für jeden eine große Portion vom Wildschweinbraten gibt.

Lagerplatz im Morgengrauen
Lagerplatz im Morgengrauen