Zusammen mit einer polnischen und ukrainischen Partnergruppe, der ZHP – 3 Drużyna Wędrownicza im. Zawiszy Czarnego aus Ostrów Wlkp. sowie Lev – Hesed aus Lwiw waren die Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Pfadfinderschaft Fritz Riebold e.V. vom 1. bis 14. August 2008 auf Fahrt am auf der ukrainischen Halbinsel Krim am Schwarzen Meer.
Beteiligt waren Mitglieder aus Neudietendorf (Stamm Drei Gleichen), Erfurt (Stamm Societas Mercatorum), Gotha (Siedlung Sachsen-Coburg und Gotha), Weimar (Siedlung Ettersberg), Berlin (Siedlung Bellevue) sowie ein Gast des Pfadfinderbundes Boreas aus Braunschweig.
Die 14jährige Josephine Amm vom Stamm Drei Gleichen schildert die Erlebnisse aus Ihrer Sicht in einem Fahrtenbericht.
Der Neudietendorfer Bahnhof war am Freitag, den 1.August nicht wieder zu erkennen. Die Parkplätze waren überfüllt und man sah überall viel zu große Rucksäcke für teilweise viel zu kleine Menschen, Mütter die mit den Tränen zu kämpfen hatten und Pfadfinder die so aussahen als hätten sie vor Aufregung kaum geschlafen. Als der Zug eintraf, ging die Reise los. Zuerst mussten wir in Chemnitz, dann in Dresden und schließlich in Görlitz umsteigen. Endlich über die polnische Grenze, endlich im Ausland. Am meisten freuten wir uns auf die polnischen Züge, da man in diesen komplett abgeschottet ist und seine Ruhe hat, man kann also auch schlafen. Leider waren wir mit diesem nur zwei Stunden unterwegs und es hieß wieder umsteigen. Wir waren froh, dass überhaupt alle kleinen und großen Pfadfinder in den neuen Zug passten, denn wir mussten ziemlich quetschen, dass die Türen zugingen. Wir waren dazu verdammt die ganze Nacht wach zu sein, denn wir standen direkt an den Türen und am WC. Ständig mussten wir rutschen und aufstehen. So lief das von um zehn Abends bis halb fünf in der Früh, dann wurden neue Wagons angehangen und wir konnten noch zwei Stunden ausruhen. Am Samstag ging es dann direkt mit Minibussen zur polnisch ukrainischen Grenze. Es gab keine Klimaanlage und der Fahrstil des Busfahrers schien uns sehr interessant. Der Weg zur Grenze kam uns ewig vor. Die Rucksäcke wurden immer schwerer und die Hitze war drückend. Wir zeigten nacheinander unsere Pässe vor und liefen weiter, doch irgendwann kam keiner mehr nach, denn der Reisepass von unserem Jungpfadfinder Basti war abgelaufen und so sahen sich die Gruppenleiter Marcel, Quincy und Doro gezwungen mit ihm an der Grenze zu verweilen, während wir anderen uns weiter auf den Weg machten.
Zuerst wollten sie warten, bis die Mutter aus Deutschland eingetroffen ist, doch dann probierten sie es den Pass in der Deutschen Botschaft in Kraków zu verlängern. Und siehe da, dies funktionierte. Sie fuhren uns hinter her und merkten dann an der Grenze das Marcel seinen Pass in der Botschaft vergessen hatte. Er opferte sich schließlich für die Gruppe und fuhr zurück nach Deutschland. Dafür noch einmal ein großes Dankeschön!
Wir anderen hatten ziemlich lange in der Sonne verbracht und waren froh als es endlich weiterging. Mit dem Bus ging es also wieder zum nächsten Bahnhof. Dort warteten wir ca. vier Stunden auf den nächsten Zug und freundeten uns mit der polnischen ZHP – Pfadfindergruppe „3 DW“ aus Ostrów Wlkp. an, auf die wir kurz vor der Grenze gestoßen waren. Als der Zug dann endlich kam – Schock – Holzbänke. Wir machten das Beste aus der Situation und legten diese mit Isomatten und Schlafsäcken aus. Doch kurz darauf wurde eine nach der anderen wieder eingerollt, da der Zug begann sich zu füllen. Es wurde immer wärmer, stickiger und es roch ziemlich nach Gewürzen, Schweiß und Menschen. Als noch ein paar Sänger und Verkäufer durch die Bänke liefen, fielen wir aus dem Zug als wir endlich aussteigen mussten bzw. durften. In Lwiw trafen wir dann auf die ukrainischen Pfadfinder „Lev – Hesed“ mit denen wir die Fahrt organisiert hatten und bekamen etwas zu essen. Nach dem Essen gingen wir erneut zum Bahnhof und fuhren 24 Stunden in einem extra Pfadfinderwaggon. Während der Zugfahrt gab es das „Weltweit erste Armdrückduell“ zwischen Deutschland, Polen und der Ukraine. Am Abend des Sonntages kamen wir in Simferopol an. Zuerst suchten wir einen Schlafplatz, den wir im Stadtpark fanden. Als nächstes gingen wir zu McDonald um uns die Bäuche voll zu schlagen. Dieser Plan ging auch auf. Als wir alles bestellt hatten, füllten die Tablette ungefähr vier Tische.
Nach dem Essen erkundeten wir in kleinen Gruppen die Stadt und die meisten gingen schlafen. Einige andere suchten erneut McDonald auf, wo sich noch andere aus der Gruppe aufhielten. Wir beobachteten einen Angestellten, der mit einem Schlauch den Boden säuberte. Wir baten ihn inständig, dass wir unsere Haare waschen dürfen (schließlich hatten wir uns seit drei Tagen nicht mehr gewaschen). Er schüttelte den Kopf. Daraufhin nahmen wir leere Becher, füllten diese und schütteten uns diese über den Kopf. Dann war der Angestellte weg und wir bedienten uns des Schlauches. So kam es, dass wir glücklich und frisch gewaschen in unser Nachtlager zurückkamen.
Am Montag wurden wir sehr früh von den Ukrainern geweckt. Gleich ging es weiter mit einem „Holzzug“. Relativ kurz nachdem wir gestartet waren, war das Meer zu sehen, was als Entschädigung für so einiges gut war. Der nächste Halt war Sewastopol, wo wir Frühstück spendiert bekamen. Die meisten hatten allerdings ziemlich merkwürdige Sachen auf ihren Tellern, da wir nicht in der Lage waren die russischen Karten zu lesen. Später gingen wir zu einem Busbahnhof und als die Anführer der Pfadfinderschaften versuchten etwas für uns auszuhandeln, kletterten einige auf einen ausgestellten Panzer. Als dann die Polizei eintraf, mussten wir dafür zahlen. Danach rannten wir zu den Bussen. Wir sollten mit 15 Leuten und 15 riesen Rucksäcken in einen Minibus. Der Fahrer schrie die ganze Zeit nur rum bis schließlich alle im Bus saßen, irgendwie. Wir fuhren eine Weile, bis wir aus der Stadt heraus waren und dann ging es wieder los. Er wollte uns rausschmeißen. Unser Gruppenleiter Knopi allerdings blieb ganz ruhig, da er im Internet gelesen hatte, dass Busunternehmen und andere Dienstleister gern etwas mehr Geld nehmen. Er bezahlte schnell und unkompliziert das Übergepäck und weiter ging es. Mitten in der Pampa hielt er erneut an und wir stiegen aus. Ich glaube so ziemlich alle von uns haben das für einen Scherz gehalten, aber so war es. Wir landeten mitten im Gebirge an einer Autobahn. Es hieß Rucksäcke aufsetzen und wieder in die andere Richtung starten. Der ukrainische Pfadfinderführer Edmund sammelte uns aber nach kurzer Zeit wieder ein und brachte uns zur Haltestelle von Foros. Schon wartete die nächste Herausforderung auf uns. Mit komplettem Gepäck mussten wir einen sehr steilen Berg sehr lange hoch laufen um zu unserem Lager zu gelangen. Dann hatten wir es endlich geschafft. Einige gingen zum Strand, andere bereiteten das Lager vor, erkundeten die Umgebung und machten Essen. Dann gingen wir alle in unsere Schlafsäcke und waren selig angekommen zu sein.
Am Dienstag, dem ersten Tag in Foros, sind die meisten zum Strand gegangen und haben das kalte Meerwasser genossen. Die, die oben geblieben waren, begannen unser Lager etwas aufzuräumen und abends kehrten dann alle wieder halbwegs erholt ins Lager zurück. An diesem Abend entwickelte sich die Tradition, dass sich die Älteren unter uns, nachdem die Jüngeren in ihren Schlafsäcken waren, zusammen mit den polnischen Pfadfindern in einer Runde zusammenkamen. Wir unterhielten uns mit Händen und Füßen auf Deutsch, Englisch und Polnisch.
Für den nächsten Tag hatten wir zusammen einen Ausflug Jalta geplant. Wir fuhren mit einem Bus, der mit Klimaanlage gesegnet war und erkundeten dann fast den ganzen Tag die Stadt, kauften uns etwas zu Essen oder zu Trinken und Souvenirs, machten an einer Lenin-Statue halt oder stürzten uns am Hafen in die Fluten.
Der Donnerstag war wieder dem Dienstag sehr ähnlich, denn wir verbrachten ihn alle gemeinsam unten am Strand und sonnten uns.
Den vorletzten Tag verbrachten wieder fast alle am Strand damit von großen Wellenbrechern zu springen, zu essen und sich zu sonnen. Einige tauchten auch. Andere nutzen den Tag, um in den Bergen des Foros-Gebirges klettern zu gehen. Und der Rest, der sich nicht mehr bewegen konnte und somit nicht in der Lage war den Berg runter und wieder hoch zu gehen, entspannte sich im Lager unter unserem Sonnendeck aus Kohtenplanen.
Samstag war der letzte Tag vor der Abreise und alle überwindeten sich zum letzten Mal den Weg zum Strand zu wagen. Knopi betonte aber mehrmals, dass wir spätestens 18 Uhr wieder zurück seien sollten, da auf uns eine Überraschung wartete. Daran hielten sich auch alle. Als wir wieder oben ankamen, zogen wir unser Kluften an und stellten uns hintereinander an. Die Polen taten das Gleiche. Auf uns wartete eine Aufnahmezeremonie und zwar eine der ersten die mit Polen und Deutschen gemeinsam stattfinden sollte. Zuerst liefen wir eine Weile schweigend hintereinander her und stellten uns dann im Kreis ums Lagerfeuer. Es gab eine Ansprache und alle Neulinge leisteten nach und nach das Pfadfinderversprechen. Dasselbe taten nach uns auch die Polen, die gleich noch Knopi mit in ihre Gruppe aufnahmen. Als wir zurückgingen, setzten wir uns im Lager noch ein wenig ums Feuer, aßen Stockbrot und gingen schließlich in die Schlafsäcke.
Sonntag waren alle so aufgeregt, dass gleich nach dem Aufstehen gepackt wurde. Die Zeit bis um drei, wo die Busse uns abholen sollten, wollte einfach nicht vergehen. Wir liefen bereits eine Stunde vorher mit unserem Gepäck zum letzten Mal den Berg herunter. Diese Busfahrt wird allerdings kaum jemand von uns vergessen. Wir haben regelrecht um unser Leben gefürchtet, wenn wir zum Beispiel jemanden überholt haben der grade selber drei andere überholt hat und das in einer Kurve. Wieder in Simferopol hatten wir einige Stunden Zeit, bis unser Nachtzug nach Kiew fuhr. In dieser Zeit versorgten wir uns mit Essen und Trinken. Im Schlafzug legten sich alle direkt hin und genossen es mal wieder etwas unter dem Rücken zu haben das sich wenigstens ein bisschen nach einer Matratze anfühlte. Kurz darauf schlief fast jeder.
Am Montag erreichten wir gegen Mittag den Bahnhof von Kiew. Von dort aus fuhren wir mit Taxis und Bussen immer weiter aus der Stadt heraus und weg von der Zivilisation, bis wir unsere Jugendherberge erreichten. Zuerst gingen alle um die zwei drei Mal duschen. Dann trafen wir uns vor der Tür und gingen in ein großes Einkaufscenter um Abendbrot und gleichzeitig Frühstück einzukaufen. Wieder zurück aßen wir, feierten abends noch ein bisschen mit den Polen und fielen dann ins Bett.
Am nächsten Morgen aßen wir in Gruppen auf den Zimmern, packten dann und verließen die Herberge wieder. Wir fuhren mit den kompletten Rucksäcken in der vollen Metro (U-Bahn), was ziemlich anstrengend war und sehr auf den Rücken ging.
Angekommen gaben wir unser Gepäck ab und erkundeten die Stadt. Manche fuhren die ganze Zeit Metro, andere aßen, die nächsten gingen shoppen oder bewunderten die Sehenswürdigkeiten. Halb neun trafen wir uns alle wieder, holten unser Gepäck ab und bildeten einen Abschlusskreis mit den Polen, weil wir in den Zügen später keine Chance mehr dafür haben sollten.
Halb elf traf dann der Schlafzug ein, der uns zur Grenze bringen sollte. Morgens um sieben kamen wir an und es ging wieder per Minibus weiter. An der polnischen Grenze wurden wir an allen Wartenden vorbei „geschleust“, kurz durchsucht und durften dann gleich mit dem Minibus wieder zum Bahnhof. Wir erwischten einen Zug früher und stiegen zusammen mit den Polen gegen Abend am Bahnhof von Wrocław aus. Wir verabschiedeten uns lange von den Polen und waren alle sehr traurig, da sie sehr gut zu uns gepasst hatten und wir uns alle verstanden haben.
Als sie weg waren, erkundeten wir die Stadt und einige schliefen dann am Bahnhof, bis es um fünf nach Görlitz ging. Die Fahrt die dann quer durch Deutschland folgte, schien gar kein Ende zu nehmen. Je näher wir an Erfurt bzw. Neudietendorf kamen, desto aufgeregter wurden wir. Als wir dann ausstiegen war das Abenteuer Ukraine offiziell beendet und alle wollten nur noch nach Hause.