Kurz nach 17 Uhr am Heiligabend zündete Sebastian Neitzel (15 Jahre) zum zweiten Mal die Kerzen in der Kirche „St Maria“ in Ingersleben mit dem Friedenslicht an. Es war, wie seit 1996 praktiziert, der zweite Gottesdienst am Tag in dem kleinen Örtchen, nicht weit von Erfurt, womit Ingersleben zusammen mit Apfelstädt, Kornhochheim und Neudietendorf zu den Thüringer Gemeinden gehört, die neben Gera das Licht, welches nunmehr zum 19. mal im Auftrag des Österreichischen Rundfunk in der Geburtsgrotte Jesu Christis in Bethlehem entzündet wurde, in Empfang nehmen.
Auch Tags zuvor, am 23. Dezember, war Sebastian von kurz nach 6 Uhr bis zum Abend gegen 19 Uhr mit dem Friedenslicht beschäftigt. Zusammen mit über 70 Pfadfindern und Helfern aus ganz Thüringen machte er sich auf, um in Nordhausen, der diesjährigen Aussendestadt des Freistaates, das Friedenslicht von Sophia Praetorius zu übernehmen. Sophia war es, die zuvor mit ihrem Vater die Herausforderung auf sich nahm und zusammen mit den Geraern Uwe-Sören Engel (der „Seele“ des Thüringer Friedenslichtes) und Thomas Triemner (dieser entdeckte das Licht für Thüringen) die Flamme im Landesstudio des ORF in Linz übernahmen. Hierher hatte sie wiederum der zehnjährige ORF-Friedenslicht-Bote Jürgen Lengauer gebracht, der ausgewählt wurde die Flamme in Bethlehems Geburtsgrotte zu übernehmen und mit Hilfe einer Spezial-Sauerstoff-Einrichtung im Flugzeug nach Österreich zu bringen, weil er seinen Bruder vor dem Ertrinken gerettet hatte.
In der Nordhäuser Aussendefeier traf der Pfadfinder Sebastian Neitzel aber nicht nur auf Sophia, die versuchte ihre Aufregung zu unterdrücken, als sie die heilige Flamme an die Thüringer weitergeben durfte. Gekommen waren auch die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, der Bürgermeister und zahlreiche Stadträte Nordhausens und die Thüringer Landtagspräsidenten Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski. Viel spannender war für Sebastian wohl aber das Zusammentreffen mit den ganzen anderen Pfadfinderschwestern und Brüdern aus den verschiedensten Bünden und Gruppen aus ganz Thüringen, ohne deren Hilfe die in diesem Jahr fast flächendeckende Verteilung des Friedenslichtes mit Unterstützung der Thüringer Bahnen nicht möglich gewesen wäre.
So halfen von der Pfadfinderschaft Phoenix der Stamm Aqulaaus Arnstadt und der Stamm Königstieger aus Ichtershausen, vom Pfadfinderbund Weltenbummler der Stamm Igel aus Friedrichroda, von der Deutschen Freischar die Gruppe aus Eisenach, von den Christlichen Pfadfinderinnen und Pfadfindern der Adventjugend die Gruppe Grashüpfer aus Nordhausen, vom Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Stamm Hainleite aus Sollstedt und der Stamm Maria Gloriosa aus Erfurt und vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Stamm Falken vom Greifenstein aus Bad Blankenburg, die Aufbaugruppe Pantha Rhei aus Gera, die Aufbaugruppe Societas Mercatorum aus Erfurt und der Stamm Drei Gleichen aus Neudietendorf und Umgebung. Zusätzlich waren noch die Evangelische Jugend aus Altenburg sowie die Kirchenjugend Neustadt/Triptis/Schleiz im Einsatz. Wurde zu Beginn der Aktion in Thüringen nur die Strecke Eisenach – Gera befahren, gelang es in diesem Jahr 224 Bahnhöfe zu erreichen.
Unterwegs waren die Pfadfinder in Zügen der Deutschen Bahn, der Erfurter Bahn, der Süd-Thüringen-Bahn, der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn sowie die Harzer Schmalspurbahnen.
Aber nicht die Anzahl der Helfer oder die Größe der Verbreitung machen den Reiz des Friedenslichtes aus, sondern die kleinen Geschichten und Begegnungen um die eine Flamme herum, die sich auf ihrem Weg tausendfach teilt. So war es in Mechterstädt ein Kinderchor, der das Licht singend entgegen nahm, in Suhl war es der Bürgermeister oder in Eisfeld nur eine kleine Familie die sich über das Symbol freuten, was Ihnen Sebastian in Form einer Flamme zusammen mit seiner Neudietendorfer Pfadfindergruppe überreichte. Strahlende Gesichter und Funkelnde Augen – auf beiden Seiten – sind es, die die Idee der österreichischen Ursprungsaktion „Licht ins Dunkel“ ausmachen und dafür sorgen, daß sich trotz Krieg und Ungerechtigkeiten Menschen auf der ganzen Welt, ob in New York, im Vatikan, in Moskau oder in Ingersleben, sinnbildlich an einer Flamme, die von Hand zu Hand weitergegeben wurde, erfreuen können.