Kuchen backen, Pilze suchen, Musik machen – die jüngsten Naturburschen und -mädels proben das Überleben in derWildnis. Wenn auch nur auf der Wiese neben dem neuen Domizil der Pfadfinder inNeudietendorf. Schon die 7- bis 11- jährigen Wölflinge wagen ein Stück Selbständigkeit.
Für die älteren Pfadfinder ist „Learning by doing“ Alltag. Johannes Hoffmann (15) fand das bei einer Sippenfahrt nach Russland heraus: „Als es nachts regnete, stand unser Zelt unter Wasser. Abhilfe schafften Gräben rund ums Zelt. Das Essen war nur mit peinlicher Hygiene genießbar“. Die deutschen Pfadfinder trafen sich dort mit Kollegen vieler Nationen. Englisch oder Gebärdensprache führten schnell zueinander.
Im Thüringer Verband christlicher Pfadfinder (VCP) gab es indes Verständigungsprobleme. Die Mitglieder der Gruppe Neudietendorf Gotha stiegen im Juni 2004 aus dem VCP aus und bildeten im Oktober eine neue Gruppe „Drei Gleichen“ im interkonfessionellen Pfadfinderverband. „Wir wollten mehr Spielräume“, meint Gruppenchef Hendrik Knop.
Wolfgang Loh, VCP-Projektleiter für Ostdeutschland, will die Pfadfinder experimentieren lassen: „So eine Trennung gehört in der Jugendbewegung einfach dazu“. Man arbeite ja trotzdem zusammen, etwa bei der Aktion „Friedenslicht“, die zu Weihnachten an christliche Nächstenliebe erinnert.
In Neudietendorf hat die neue Gruppe Fuß gefasst, versichert Knop: „Die Gemeinde schätzt unsere Jugendarbeit. Nicht von ungefähr konnten wir jetzt das alte Freibad für 25 Jahre kostenfrei mieten“. Der Jugend im Ort etwas Sinnvolles für die Freizeit anzubieten sei aber schwer. Deshalb setzten sich die Vereine an einen Tisch und gründeten den Kinderund Jugendring Neudietendorf. Der Nachwuchs der evangelischen Jugend Gotha, der Feuerwehr, des Sportklubs und des Trachtenvereins trifft sich regelmäßig mit den Pfadfindern, feiert zusammen das Kinderund Jugendfest. Schul-Turnhalle und Johanneskirche bieten Freiräume für Spiel und Musik.
Die waren für einige Andere offenbar nicht groß genug: Sie zertrampelten Blumen und Vasen auf dem christlichen und auf dem kommunalen Friedhof der Kleinstadt (TA berichtete). Eine Zeugin will drei Jugendliche am Tatort gesehen haben. Geschockt zeigt sich Knop: „Denen sollte man eine Schaufel in die Hand drücken, damit sie den Mist in Ordnung bringen“.
Manche Jugendliche, gerade von außerhalb, lungerten an Bushalten herum und kämen auf dumme Gedanken. Alle zu erreichen überfordere aber die Pfadfinder: „Da müssen Streetworker ran. Was wir machen, sind Fahrten zu Gedenkstätten, um unseren Pfadis Werte und Achtung zu vermitteln“.
In den nächsten drei Jahren helfen die Spenden der Aktion Mensch. Aus dem Schwimmbecken entsteht ein Riesen- Schachbrett mit selbst geschnitzten Figuren. Auch ein Baumhaus und ein Naturlehrpfad wächst unter den Händen der Naturfreunde.
Oliver POPP, Thüringer Allgemeine – Ausgabe Erfurt, 20.11.2004