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Friedenslicht mit Hindernissen

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Übergabe am Bahnhof Erfurt

Die diesjährige Verteilung des in Bethlehem entzündenden Friedenslichtes im Freistaat Thüringen am 22. Dezember 2002 verlief bis auf wenige Ausnahmen erfolgreich. Drei Bahnstrecken mehr bedienten die Helfer des Initiativkreises Friedenslicht für Mitteldeutschland, nachdem sie das Licht in Weimar, als diesjährige Patenstadt, von Melchor überreicht bekamen, welches er zuvor auf der Aussendefeier in Linz (Österreich) abgeholt hatte.

Zu einem Symbol für Frieden, Liebe und Hoffnung ist das Friedenslicht aus Bethlehem geworden, was zum 17. mal auf Initiative von Österreich von einem Kind in Bethlehem entzündet wurde, um es in die Welt zu tragen. Im Rahmen der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ gelangte es in diesem Jahr so beispielsweise bis nach New York auf den Ground Zero, und das obwohl die Umstände in Israel selbst eher schwierig sind.
Dank dem Gerarer Uwe Engel und dem durch ihn entstandenen Initiativkreis Friedenslicht für Mitteldeutschland konnte das Licht auch in diesem Jahr wieder in Thüringen verteilt werden. Über 120 Haltepunkte wurden mit Hilfe der Pfadfinder des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder und der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg sowie weiteren Helfern auf den Strecken der Bahnen erreicht um von hier weitergegeben zu werden. Erfurt, Gera, Mühlhausen, Eisenach, Hildburghausen, Suhl oder Arnstadt seien nur Beispielhaft genannt.
Erstmals beteiligten sich neben der Deutschen Bahn auch die Südthüringen Bahn, die Erfurter Industriebahn sowie die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatal-Bahn als Partner an der Aktion. Schwarzatal und Sonneberg konnten so durch die erst wiedereröffneten Strecken erreicht werden. Die zwei Pfadfinder vom VCP – Stamm Drei Gleichen Christoph Schneider und Martin Wittchow ließen es sich nicht nehmen, einen Teil der Strecke mit dem Fahrrad zu meistern, um die Südthüringer Strecken zu verbinden.
Hinderlich erwies sich allerdings das Zugpersonal der Deutschen Bahn und der Erfurter Industriebahn, welches trotz vorheriger Absprachen die Flamme zum einen auf der Strecke kurz vor Leinefelde und zum anderen in auf der Strecke in Richtung Saalfeld löschen ließen. Fast wäre dadurch ganz Südthüringen vom Friedenslicht abgeschnitten worden. Durch Uwe Engel, welcher mit seinem PKW und einer Friedenslicht-Laterne schnellstens nach Neuhaus am Rennsteig düste, konnte die Flamme jedoch wieder entzündet werden, wodurch bis auf wenige Ausnahmen alle Orte erreicht werden konnten.

Hendrik Knop

Das Friedenslicht kommt von Weimar mit der Eisenbahn
Mehrere Züge nehmen das Licht aus Bethlehem auf Immer im ersten Wagen

Von Weimar aus geht das „Friedenslicht“ aus Bethlehem am Sonntag auf die Reise durch Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Klassikerstadt ist in diesem Jahr Patenstadt für die Friedenslicht-Aktion, an der sich Thüringen zum dreizehnten Mal beteiligt. Sie wurde vor 17 Jahren von österreichischen Journalisten begründet. Seither entzünden alljährlich in der Vorweihnachtszeit Kinder aus Linz an der Ewigen Flamme in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem ein Licht, das als Symbol des Weihnachtsfriedens mit Kerzen und Laternen an Menschen in vielen Städten und Ländern weiter gegeben wird, sagte Thomas Triemner vom Thüringer Organisationskreis. Das Friedenslicht, das bereits im Dienstzimmer des Ministerpräsidenten steht, habe den direkten Weg von Wien nach Erfurt genommen, sagte Triemner der TLZ. Der zwölfjährige Melchior Klassen aus Weimar wird bei der offiziellen Friedenslicht-Feier im ORF-Regionalstudio heute in Linz eine Laterne an dem Licht entzünden und nach Hause bringen. Bis es am Sonntag, ab 10 Uhr, im Weimarer Rathaussaal von Melchior und Oberbürgermeister Volkhardt Germer (parteilos) an die Menschen verteilt wird, bewachten es die Weimarer Feuerwehrleute, sagte
Triemner. Eine Laterne mit dem Friedenslicht sein in diesem Jahr erstmals zu den Feuerwehrleuten nach New York gebracht worden. Von Weimar aus bringen Pfadfinder das Licht mit der Bahn in alle Regionen Thüringens, nach Sachsen und Sachsen-Anhalt. „In etwa 100 Orten an den Bahnstrecken geben sie das Licht an Helfer aus, die es in den Regionen verteilen“, sagte Triemner. Das „Friedenslicht“ werde stets im ersten Wagen nach der Lok transportiert und könne an den Bahnhöfen von jedermann in Empfang genommen werden. Von Linz aus gelange es in 25 Länder der Welt.
Das ORF-Friedenslicht wird am Sonntag in zwei Zügen von Weimar aus nach Thüringen starten. Im RE 3659 (Abfahrt 12.30 Uhr) schlägt es die „Ostroute“ ein. Es verzweigt sich u.a. nach Gera (13.29 Uhr), Pößneck (14.35 Uhr) und Saalfeld (13.36 Uhr). Mit dem Startzug RE 16316 (12.39 Uhr ab Weimar) gelangt es u.a. nach Erfurt (12.55 Uhr), Eisenach (13.48 Uhr), Meiningen (15.09 Uhr), Bad Kösen (12.46 Uhr), Ellrich 15.55 Uhr) und Eisfeld (16.18 Uhr).

Thüringische Landeszeitung – Ausgabe Weimar, 20.12.2002

Flamme mit symbolischer Bedeutung – Friedenslicht wurde in Thüringer Städte gebracht

Das Friedenslicht aus Bethlehem brennt nun auch in Erfurter Kirchen, um von dort aus in Haushalte, Altenheime und Krankenhäuser zu gelangen.
Gestern Mittag brachten es Pfadfinder aus Weimar dort war in diesem Jahr der zentrale Ankunftspunkt für das aus Bethlehem via Linz kommende Licht per Regionalexpress auch in die Landeshauptstadt und in viele andere Thüringer Städte. Auf dem Bahnhof wurden sie von einer Menschentraube empfangen. Christen aus verschiedenen Erfurter Gemeinden, darunter mehrere Familien mit Kindern warteten hier, um ihre Kerzen an der Flamme zu entzünden. Pfarrer Gert Schellhorn aus Hochheim z.B. sagte: „Bei uns brennt das Licht Heiligabend in der Kirche während des Krippenspiels, anschließend bringen es Kinder zu Familien im Ort, zu Kranken.“ Unter den Wartenden war auch Oberbürgermeister Manfred Ruge, er trug das Licht direkt in den Kaisersaal, wo gestern Nachmittag ganz ohne Öffentlichkeit ein nicht genannt sein wollender Bauunternehmer gemeinsam mit dem Kaisersaal eine Weihnachtsfeier für 400 bedürftige Erfurter ausgerichtet hatte.

Thüringer Allgemeine – Ausgabe Erfurt, 23.12.2002

Pfadfinder tragen Geist von Bethlehem weiter / Licht von Bethlehem: Jakob Koncir zündet eine Kerze am Friedenslicht an. Marcel Hoyer bringt es mit der Bahn.

Rechtzeitig vor Weihnachten ist das Friedenslicht aus Bethlehem eingetroffen. Es wurde in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet. Christliche Pfadfinder brachten es am vierten Advent mit der Bahn nach Gotha. Beim kurzen Halt zündeten junge Leute wie Stefan Hoja oder Jakob Koncir daran Kerzen an. Mit Laternen trugen sie das Friedenslicht in Umlandgemeinden. So brannte das Friedenslicht bereits gestern Abend beim Konzert des Vocalkreises in der Bonifatiuskirche.

Thüringische Landeszeitung – Ausgabe Gotha, 23.12.2002

Die christlichen Pfadfinder Benjamin Schneider, Marcel Hoyer und Hendrik Knop (links) brachten das Friedenslicht mit der Regionalbahn von Weimar in die Wartburgstadt.

Oberbürgermeister Gerhard Schneider entzündete als Erster, der etwa 40 gekommenen Eisenacher, seine Laterne. Er trug das Licht weiter zur Polizei und zur Rettungsleitstelle. Im Mutterhaus kann das Friedenslicht, welches vor etwa einer Woche in Betlehem entzündet wurde, ebenfalls abgeholt werden.

Thüringische Landeszeitung – Ausgabe Eisenach, 23.12.2002

Das Licht von Bethlehem

Das Licht von Bethlehem leuchtet in vielen Thüringer Kirchen, aber auch in vielen Familien am heutigen Heiligen Abend. Pfadfinder tragen es traditionell aus Bethlehem, dem Geburtsort Christi, in die Länder der Welt hinein Symbol für den Frieden, den sich die Menschen wünschen. Frieden? Hören wir nicht das Gerassel der aufmarschierenden Truppen rund um den Irak? Hallen nicht die Schüsse nach, mit denen Tag für Tag im Nahen Osten Junge und Alte getötet werden? War nicht erst in diesem Jahr die Geburtskirche in Bethlehem selbst Ort der erbitterten Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern? Haben wir nicht alle noch die schrecklichen Bilder aus Bali und Djerba in Erinnerung, wo Hunderte Unschuldiger bei Terrorangriffen starben? Vom Frieden noch weit entfernt Wir sind vom Frieden in der Welt noch weit entfernt. Wir müssen sogar akut wieder um ihn zittern, seit die USA sich zum Krieg gegen den Irak entschlossen zeigen. Wir machen uns alle Sorgen, ob nicht nach einem Militärschlag der Nahe Osten wieder einmal in Flammen steht, ob der Waffengang nicht zu einer weiteren Radikalisierung führt, neue terroristische Anschläge provoziert. Aber deshalb verzweifeln? Die Hände resignierend in den Schoß legen? Die weihnachtliche Botschaft ist eine andere: Die Welt ist veränderbar, wenn es genug Menschen guten Willens gibt. Die Menschen müssen sich verändern, müssen mit sich und ihrer Umgebung in Frieden leben, müssen auf die Kraft der friedlichen Veränderung vertrauen. Auch die jüngste Geschichte hat dafür gerade in Deutschland Beispiele parat. In Frieden mit sich selbst leben heißt aber aber nicht selbstzufrieden sein, sondern sich kümmern, sich engagieren, anderen Mut machen, sich um die Schwachen der Gesellschaft sorgen. Auch dieser soziale Friede im Land steht auf wackligen Beinen. Umdenken fällt schwer Dem Staat fehlt Geld, die Kürzungen treffen vor allem diejenigen, die keine große Lobby haben. Soziale Strukturen brechen weg, das Sozialsystem wird auf reine Grundversorgung reduziert. Politiker werden auch am Heiligen Abend wieder soziale Einrichtungen besuchen das macht sich immer ganz gut. Sie sind ehrlich gerüht doch wie lange hält das an? Die segensvolle Arbeit von Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt oder Heilsarmee wird gewürdigt das gehört dazu. Aber genau so schnell werden die Verbände danach mit ihren Sorgen wieder allein gelassen. Wer denkt denn wirklich um? Wer fragt nach dem, was wir uns noch leisten können und was wir uns leisten müssen? Wer hat den Mut, das egoistische Denken zu beenden, das kaum über den eigenen Gartenzaun hinausreicht? Das gilt im Kleinen, das gilt aber auch im Großen. Wer stellt Großprojekte auf den Prüfstand, um das Geld in die Sozialarbeit zu stecken? Wollen wir das wirklich auch wenn es eigene Annehmlichkeiten kostet? Seien wir heute ehrlich zueinander: Das Umdenken fällt schwer, im Innern und nach außen. Öffnet Eure Herzen, heißt es in einem Weihnachtslied. Die Hoffnung auf Veränderung dürfen wir nicht aufgeben. Das Licht von Bethlehem soll nicht nur heute leuchten.

Thüringische Landeszeitung – Ressort: Politik / Leitartikel, 24.12.2002

Friedenslicht ist ausgegangen

Das Friedenslicht aus Linz, das von Weimar aus nach ganz Thüringen verteilt wurde, ist beim Transport teils gelöscht worden. Zugbegleiter der Bahn und der Erfurter Industriebahn hätten entgegen vorheriger Absprachen auf das Löschen der Laternenflamme bestanden. Dies teilte Hendrik Knop vom Verband Christlicher Pfadfinder in Neudietendorf mit. Das Licht war am 22. Dezember unter anderem per Bahn an Gemeinden, Vereine, Kommunen und Privathaushalte verteilt worden.

Thüringische Landeszeitung – Ausgabe Weimar, 31.12.2002

Hindernisse für das Friedenslicht Bahn störte das Feuer und ließ es löschen

Das Friedenslicht von Bethlehem stieß in diesem Jahr in Thüringen auf
einige Hindernisse. In Bethlehem unter sehr schwierigen Bedingungen von einem Kind entzündet und über Österreich brennend nach Deutschland gekommen, musste die Flamme in Thüringen zweimal gelöscht werden. Das bestätigte der Verband Christlicher Pfadfinder in Neudietendorf gestern.
Auf der Strecke der Erfurter Industriebahn nach Leinefelde habe das Zugpersonal trotz anderslautender Absprachen verlangt, das Licht zu löschen, sagte Pfadfinder- Sprecher Hendrik Knop. Auf der Strecke Erfurt Saalfeld, für die die Deutsche Bahn verantwortlich ist, sei sogar der Bundesgrenzschutz geholt worden, um das Verbot durchzusetzen. Beide Bahn-Betreiber hatten die Aktion offiziell unterstützt und sogar die Fahrkarten für die Lichtträger zur Verfügung gestellt. Von der Deutschen Bahn hieß es gestern, die Sache sei „unerklärlich“, eigentlich hätten alle Beteiligten Bescheid gewusst. Die Erfurter Industriebahn erklärte indes, das Personal habe völlig korrekt entschieden, weil es sich um eine offene Flamme in einer Petroleumlampe handelte. Dies habe nicht den Vorschriften entsprochen. Bei einer Kerze wäre es anders gewesen. Immerhin, sicher angekommen ist die Flamme dagegen in New York auf dem Ground Zero, per Flugzeug, ohne Probleme.

Thüringer Allgemeine, 31.12.2002