Von alleine putzen sich Zeltplanen nicht, davon können auch die Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Stammes Drei Gleichen aus Neudietendorf & Umgebung ein Lied singen. Für zehn Tage hatten sie ihre schwarzen Zelte auf dem Landeslager des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) in Hessen aufgeschlagen, das vom 19. bis 30. Juli in Wiltz im Großherzogtum Luxemburg stattfand.
Das Lager ist nun zu Ende, auf dem Lagerplatz erinnern nur niedergetretenes Gras und einige Holzspäne daran, dass 700 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Deutschland und anderen europäischen Nationen hier in Windeseile eine Zeltstadt errichteten. Zuhause beginnt nun das große Aufräumen. Insgesamt fast 40 Tonnen Material wurden aus Luxemburg wieder mitgebracht, ihren Teil davon müssen nun auch die Neudietendorfer Pfadis pflegen. Und während sie die matschigen Zeltplanen sauber bürsten, kommen ihnen auch die Worte des Landeslagerliedes wieder in den Sinn. „Wenn der Pfadi in der Kothe singt, der Regen von den Planen rinnt…“ heißt es in dem eigens für das Landeslager komponierten Lied, das in den Strophen viel vom Lagerleben aufgreift – Zelten, Kochen, Spielen, Menschen kennenlernen. Und eben den Regen. Der ist aber in den Erinnerungen der Jugendlichen schon ganz weit weg, denn Regen gab es nur an den ersten zwei Tagen nach der Ankunft. Und die dann folgenden Sonnentage entschädigten voll und ganz für die strapaziöse Ankunft, bei der im Dauerregen Zelte aufgestellt werden mußten und das erste Essen gekocht wurde.
Die Mitbringsel der Mädchen und Jungs deuten auf ein vielfältiges Lagerprogramm hin. Unter dem Motto „2001 – A Scout Odyssey““ hatten sich die christlichen Pfadfinderinnen und Pfadfinder nämlich auf eine Zeitreise begeben, in deren Verlauf sie nichts Geringeres tun mussten als die Welt zu retten. Mit selbstgebauten Zeitkapseln reisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so von Ägypten in die Neue Welt, nicht ohne in der Antike und im Mittelalter Station zu machen. Jede Epoche nutzten sie, um verlorene Fähigkeiten wieder zu erlernen, unter vielem anderen zum Beispiel Papier schöpfen, Gold schürfen oder Minnesang üben. Dann verschlug es sie sogar (zusammen mit einer weißrussischen Partnergruppe) auf einen zweitägigen Haijk (eine Wanderung mit Rucksack und Zelt), alles nur, um einen Professor aus der Zukunft aus den Händen der „Farillianer“ (künstlicher Intelligenz aus dem Jahr 2350) zu befreien. Das ganze Lager war in heller Aufregung, oft genug hatte man den gesuchten Professor fast befreit, doch immer wieder funkten die „Farillianer“ dazwischen. Zum Showdown kam es dann in der Hauptstadt Luxemburg, einen Tag lang wurde dort das Stadtbild von 700 grauen Hemden und blauen Halstüchern (der Pfadfinderkluft des VCP) bestimmt, die den Professor in einem großen Stadtspiel suchten. Einmal noch gelang es den Gegenspielern jedoch, zu entkommen. Am letzten Tag des Lagers konnten die Farillianer einem aus allen von den Teilnehmern erlernten Fähigkeiten geknüpften Netz allerdings nichts mehr entgegensetzen und verschwanden in ihrer Zeitmaschine.
Die Luxemburger selbst, die bei einem Besuchertag die Gelegenheit hatten, einen Blick hinter die Zeltplanen zu werfen, zeigten sich beeindruckt von der Professionalität, mit der das Großlager organisiert wurde. Eine eigene Lagerzeitung berichtete vom Alltagsgeschehen, die Lageroase, eine Mischung aus Essenszeit und Kiosk, bot allerlei Nützliches feil, Postkarten mit Ansichten vom Lagerplatz informierten die Eltern zuhause und in vielen Tag- und Nachtschichten sorgten 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (rund 20 davon kamen aus Neudietendorf & Umgebung) für die Sicherheit und Versorgung der Teilnehmer – zum Beispiel als Lagerwachen, Sanitäter oder Essenskisten packer.
Den Pfadis sieht man beim Planenputzen die Anstrengungen eines langen Lagers mit vollem Programm nicht mehr an, auch der Matsch der ersten Tage ist fast vergessen. Aber wahrscheinlich geht ihnen die letzte Zeile des Lagerliedes noch durch den Kopf: „…wenig Schlaf und kalte Duschen, das ist es uns wert!‘