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In Kaiser Rotbarts Höhle

Plan der Barbarossahöhle

Schon lange haben wir unsauf die erste Kinderstufenfreizeit des VCP-Thüringen gefreut, und nun war es endlich soweit!

Wir, die Sippe Eichhörnchen aus Mannstedt und die Sippen Schwarzbären und Turmfalken aus Neudietendorf, machten uns auf den Weg nach Bad Frankenhausen, um hier die Spuren Barbarossas zu entdecken. Zunächst waren wir jedoch schon glücklich, daß wir, nach der langen Zugfahrt, die Jugendherberge fanden. Diese Hütte, in der wir bis Sonntag wohnen wollten, war wirklich Super. Es gab Zwei-, Drei- und Vierbettzimmer, wobei die Mädchen im dritten und die Jungen im zweiten Stock schliefen. Das einzige Problem in diesem Haus, waren die unfreundlichen Angestellten, diese hatten nämlich für uns überhaupt kein Verständnis (so kam es uns jedenfalls vor). Doch dadurch ließen wir uns nicht die gute Laune verderben.
Nach einem kräftigen Abendbrot rollte erst einmal der Ball, denn die meisten unserer Pfadis sind auch begeisterte Fußballspieler. Außerdem richteten wir unsere Zimmer ein, hörten Musik und veranstalteten eine Kissenschlacht. Eigentlich wollten wir ja auch die Nacht durchmachen, wenn da nicht die weichen Kopfkissen gewesen wären (gähn).
Als wir am Sonnabendmorgen aufwachten, konnten wir überhaupt noch nicht erahnen, was uns an diesem Tag alles bevorstand!
Wir hatten vor, nach dem Frühstück mit dem Bus zum Kyffhäuser, einer Burg, auf der Barbarossa (wer das auch immer sein mag) einmal gelebt hatte, zu fahren, und wollten dann am Nachmittag zur nahegelegenen Barbarossahöhle wandern. Da aber an den Wochenenden in Bad Frankenhausen keine Busse verkehren, starteten wir gleich den 7 km langen Weg zur Höhle. Unterwegs hatten wir zu Beginn zwar ein paar Meinungsverschiedenheiten, doch der Weg war viel zu anstrengend, um noch weiter daran zu denken. Es gab aber auch einige von uns, die von der ganzen Lauferei nicht genug bekamen, und so veranstalteten wir noch einen Rennwettbewerb.
An der Höhle angekommen, gelangten wir durch einen langen Gang in das Innere und landeten in einer Grotte. Überrascht waren wir, daß es hier unten Seen, Flüsse und von der Decke hängende Gesteine gab, welche in allen Farben glänzten. Sogar Tiere, wie Spinnen, Käfer und Fledermäuse, leben hier.
In der Höhle erfuhren wir auch endlich, was es denn nun mit dem besagten Barbarossa auf sich hatte: Dieser war vor vielen hundert Jahren einmal ein guter König des Deutschen Reiches. Er hatte einen riesigen roten Bart, weshalb er auch Rotbart genannt wurde, was im Italienischen soviel wie Barbarossa heißt. Das Volk hoffte, daß sein König das zersplitterte Deutschland wieder vereinigen könnte. Es hatte auch den Anschein, daß Rotbart das schaffen würde, bis er plötzlich verstarb. Eine Sage berichtet aber, daß sich Barbarossa an einem geheimen Ort, tief unter der Erde aufhält, um später wieder zurückzukehren.
Natürlich war die Freude groß, als man vor ungefähr 200 Jahren eine Höhle in der Nähe seiner Burg entdeckte. Viele Menschen glaubten, daß sich Barbarossas hierher zurückzog, und stellten ihm zu Ehren auch einen Tisch und einen Stuhl bereit. Diese Möbel stehen heute noch hier, aber Barbarossa hat sie noch nicht benutzt.
Dafür nahmen wir sie in Beschlag, und testeten sie – einer nach dem anderen – auf Ihre Bequemlichkeit. Ergebnis: hart, aber bequem.
Die meiste Action gab es zum Ende der Führung, als mit einem Male das Licht ausging. Es war so dunkel, daß wir wirklich nicht einmal die eigenen Hände vor unseren Augen erkennen konnten. Keiner von uns hätte den Ausgang der Höhle gefunden.
Das Tageslicht wieder erreicht, stärkten wir uns mit Bratwürsten und versuchten uns im Bergsteigen an einem nahegelegenen Fels.
In der Nähe der Toiletten berichtete uns eine Frau, daß es bis zum Kyffhäuser nur fünf Kilometer seien. Voller Tatendrang marschierten wir los und erreichten eine Stunde später eine Pferdekoppel, auf der wir pausierten. Im Gespräch mit einer anderen Dame, glaubten wir, „uns tritt ein Pferd“. Diese teilte uns nämlich mit, daß wir noch 30 Kilometer bergauf vor uns hatten.
Wir beschlossen, deshalb zurückzugehen und den nächsten Bahnhof aufzusuchen. Gesagt – getan, und zehn Fußblasen später trafen wir in dem Örtchen Rottleben ein, welches einen total heruntergekommenen Bahnhof besaß. Während wir auf den Zug warteten, entdeckten wir, daß unweit des Bahngeländes ein Fest stattfand, so ließen wir den Zug Zug sein und erstürmten das Dorf. Ein wirklich guter Entschluß, denn hier wurde gerade ein Straßenfest gefeiert, und wir waren herzlich eingeladen. Ob Kuchen und Cola, Gipsmasken Anfertigen, Hufeisenwerfen, mit Pfeil und Bogen Schießen, Schminken oder Hinkelsteinweitwurf – für jeden von uns war etwas dabei, und überall winkten kleine Preise. Zum Ende hin gelang es uns sogar, die hier anwesenden Jugendfußballer – vor dem geplanten Spiel der Erwachsenen – zu einem Match aufzufordern. Nur hatten wir nicht damit gerechnet, daß die Dorfjugend gleich zwei Altersklassen höher lag und der Schiedsrichter – laut Aussagen eines Mitbewohners – nach Strich und Faden beschiß. So gaben wir uns tapfer geschlagen und kehrten völlig fertig zum Bahnhof zurück.
Nach der kostenlosen Bahnfahrt (ein Dankeschön an den Schaffner!) kehrten wir wieder in der Jugendherberge ein und aßen unser wohlverdientes Abendbrot. Schließlich waren wir heute über 20 km gewandert.
Am Abend war dann der große Augenblick gekommen, auf den sich alle gefreut hatten: die Aufnahme. Wir trafen uns auf einem Platz vor der Jugendherberge, wo plötzlich auch die VCP-Fahne hing. Alle waren furchtbar aufgeregt. Nach dem Lied: „Der Frühling zündet die Kerzen an“ wurde eine Ansprache gehalten. Dann traten MilkyWay (Mathias Mielke), Christian Przybilla, Dany (Daniel Sielaff) und Nancy Smikalla hervor, gaben das Versprechen ab und bekamen ihr rotweißes Halstuch mit Thüringenemblem. Und zum Abschluß sangen wir unser Lieblingslied „Heute hier, morgen dort“.
Doch plötzlich traf uns der Schlag, an unserem letzten Abend sollten wir schon 22 Uhr in die Betten, obwohl uns versprochen wurde, daß wir heute Nacht durchmachen könnten. Das gab Proteste, wir hatten schlechte Laune, legten die Halstücher nieder, und Sascha rief sogar zu Hause an, daß er abgeholt werden möchte. Wir konnten ja nicht ahnen, daß unsere Leiter eine Nachtwanderung planten und wir etwas später wieder geweckt werden sollten.
Völlig enttäuscht gingen wir dann auch um zehn zu Bett. Die Wanderung fand aber nicht statt, da auf dem geplanten Weg eine schwarze Messe abgehalten wurde. Dafür trillerte uns Sascha 22.30 Uhr mit einer Pfeife aus den Betten, und wir versammelten uns in der Mädchenetage. Hier war für uns ein „Freßgelage“ aus Keksen, Schokolade, Hanutas, Duplos, Cola, Fanta, und Sprite vorbereitet, jeder von uns bekam als Andenken eine Postkarte der Unterkunftsstätte, und im Anschluß wurde gesungen. An dieser Stelle mußten wir uns aber von Sascha verabschieden, welcher jetzt abgeholt wurde. Danach spielten wir noch tolle Spiele wie „stille Post“, „Schwarze Magie“ oder „Funken“ bis in die tiefe Nacht.
Am Sonntagmorgen mußten wir nach dem Frühstück unsere Zimmer verlassen. So begann das große Aufräumen. Danach gab es einen Waldläuferzeichenwettbewerb, Mannstedt gegen Neudietendorf. In den zwei Runden ging es quer durch Bad Frankenhausen, über steinige Wege, vorbei an zerfallenen Gebäuden auf einen riesigen, Berg, weiter zu einem Nobelhotel – und wieder zurück. Einen richtigen Sieger gab es aber nicht. Die letzte Wanderung an diesem Wochenende führte uns zur Waldgaststätte Sehnhütte, in der wir fürstlich speisten. Außerhalb der Gaststätte waren eine Hüpfburg, eine Schaukel, eine Rutsche und eine Wippe, die wir natürlich gleich ausprobierten. Eine Band, die hier spielte, erkannte, daß wir Pfadfinder sind, und rockte extra für uns das Wernerlied „Beinhart“. Dann mußten wir aber endgültig los, um nicht unseren Zug zu verpassen.
Auf dem Bahnhof angekommen, verabschiedeten wir uns alle mit dem Lied: „Nehmt Abschied Brüder“, tauschten noch Adressen aus und fuhren schließlich wieder nach Hause, wo wir auch sehnsüchtig erwartet wurden.

Hendrik Knop